Wie fast immer gehört zu vielen Beobachtungen auch ein bisschen Glück. Auf dem Heimweg fuhr ich mit meinem Fahrrad einen Radweg entlang. Plötzlich sah ich auf dem Asphalt aus dem Augenwinkel etwas Dunkles am Boden. Anhalten und zurücklaufen war eine sofortige Reaktion. Ich erblickte ein Weibchen einer Feldgrille (Gryllus campestris) bewegungslos auf dem Boden sitzen. Welch ein glücklicher Umstand, denn im Normalfall hört man sie, aber zu sehen bekommt man sie nicht, weil sie sich bei der geringsten Störung in ihr Erdloch zurückziehen. Das Weibchen besitzt eine Legeröhre, mit dem es die Eier einzeln in die Erde legt. Die Larven schlüpfen nach zwei bis drei Wochen, häuten sich mehrere Male und überwintern einzeln im Boden. Sie kommen im April des nächsten Jahres wieder hervor, häuten sich noch zweimal und sind dann als Imago geschlechtsreif. Das Anlocken der Weibchen durch den Gesang des Männchens sowie die anschließende Paarung ist ein längerer, klar strukturierter Verhaltensablauf. Die Feldgrille bewohnt trockene und sonnige Lebensräume, wie z. B. Hänge, Heiden oder lichte Kieferwälder. Die Lebensräume verschwinden immer mehr und damit auch zunehmend die Feldgrille.